Orden als Narrenspiegel
Immer am Puls der Zeit: Die Narrenzunft „Schmalzloch“ Hörden präsentiert in der aktuellen Kampagne wieder einmal, wie sich Tradition und Moderne verbinden. Zum Beispiel beim Motiv des Jahresordens. Er verknüpft das Motto „Helden 2024“ mit uralten fastnachtlichen Traditionen: dem Vorhalten des Spiegels. Vorgestellt wird der Halsbeschwerer bei der internen Ehrungsmatinee am 7. Januar 2024.
„Kennsch du mich?“, fragten jahrzehntelang die maskierten Schlempen im närrischen Flößerdorf. Und genau so war das schon im Mittelalter. Der Spiegel des Narren, so ein Blick in die Geschichtsbücher, ist bereits entstanden, als der Spiegel gerade mal erfunden worden war. Dabei liegen die geschichtlichen Wurzeln viel tiefer. Zunächst die Marotte (eine Puppe), dann ab dem 15. Jahrhundert der Spiegel. Wann das im närrischen Schmalzloch Einzug gehalten hat, weiß niemand, es bleibt deshalb jedem selbst und seiner Fantasie überlassen, den Zeitpunkt zu bestimmen, so die Narrenzunft. Belegbare Unterlagen gebe es keine. Die Botschaft, dass der Hofnarr damals mit seinen Reden dem Grafen und der Welt – die von Eberstein konnten es nach der Erfindung des Spiegels im 16. Jahrhundert nach ihrem Niedergang fast nicht mehr gewesen sein – vorhält, ist aber immer noch aktuell: Dummheit und Unzulänglichkeit bei anderen erkennen – oder sich selbst den Spiegel vorhalten? Pure Narretei im 21. Jahrhundert, so die Narrenzunft Schmalzloch.
Der Orden 2024 der Hördener Narren verbindet alles. Man kann sich als Held fühlen, wenn man hineinblickt, man kann ihn aber auch anderen vorhalten und wie die Schnurrantinnen/oder Schnurranten (m/w/d) fragen, seid ihr Helden/innen? (Neu: Helden / Heldinnen / Schnurrer / Schnurrantoren / Schnurrantinnen / Fasebutze oder Fasebutzinnen). Geradezu beliebig, wie Gender/innen mit dem Thema umgehen. Und überhaupt, so die närrische Frage und der vorgehaltene Spiegel: Gibt es überhaupt Genderinnen oder sind der/das (oder die) Gender nur weiblichen Ursprungs – warum heißen sie dann Gender und nicht Genderinnen? Mehr zum Thema und vieles mehr versprechen die Hördener Narren bei ihren Damen- und Herrensitzungen. Außerdem stellen die Schmalzlocher seit Wochen, Alltagshelden auf ihrer Homepage vor - mit riesigem Erfolg, wie die „Klickzahlen“ belegen.
Wie auch immer, so stellen die Hördener Narren fest: Der aktuelle Orden ist außerordentlich praktisch und ein ideales Mittel, um das eigene Makeup (m/w/d) jederzeit überprüfen zu können.
Einen Nachteil hat der Schmalzlocher Orden aber auch: Er ist nicht käuflich zu erwerben. Er wird verliehen. Man muss sich ihn also durch tatkräftige Unterstützung in den Reihen der Schmalzlocher Fasent verdienen. Wenn er einmal „verliehen“ ist, braucht man aber auch nicht mehr zurückgeben, stellt die Narrenzunft augenzwinkernd fest. Schlussendlich: Der Spiegel (oder die Spiegelin) muss regelmäßig (schonend) geputzt werden.